Hethitisch ist eine ausgestorbene Sprache. Im Gegensatz zu Lateinisch oder Griechisch wurde sie jedoch nicht als Fremdsprache von Generation zu Generation bis auf den heutigen Tag überliefert. Im Gegenteil: Nicht nur die hethitische Sprache war vollständig aus der Erinnerung der Menschheit gelöscht. Auch von den Hethitern selbst gab es noch im 19. Jahrhundert kaum eine Spur. Nur in der Bibel waren einige – nach heutigem Kenntnisstand recht magere und auch irreführende – Hinweise auf das Volk der Hethiter bewahrt worden. Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte man in der Türkei eine große Anzahl von Keilschrifttafeln, aus denen die hethitische Sprache mühsam wieder rekonstruiert werden konnte. Dies gelang Anfang des zwanzigsten Jahrhundert.
Was macht Hethitisch so interessant? Hethitisch ist neben dem Luwischen (s. u.) die älteste indoeuropäische Sprache, von der wir schriftliche Zeugnisse besitzen. Diese Schriftstücke sind ungefähr dreieinhalbtausend Jahre alt. Hethitisch weist einerseits Merkmale auf, die sie eindeutig als indoeuropäische Sprachen ausweisen. Andererseits zeigt die hethitische Sprache aber auch gewisse Besonderheiten, die deutlich machen, dass das Hethitische dichter an die indoeuropäische Ursprache heranführt als jede andere bekannte Sprache.
In der Sprache und dem Schriftgut spiegelt sich aber auch die Kultur eines Volkes. Und die hethitische ist beachtenswert, zeigen sich hier doch für die damalige Zeit durchaus moderne Ansichten. Vergessen wir dabei auch nicht, dass die Hethiter im 14. und 13. vorchristlichen Jahrhundert neben dem akkadischen Reich (Babylonien) und Ägypten zu den drei mächtigsten Völkern im nahen Orient gehörten.
Gibt es zur Kultur, insbesondere auch zur Geschichte der Hethiter zahlreiche populärwissenschaftliche Bücher, so vermisst man als interessierter Laie eine einfache Einführung in die hethitische Sprache. Die vorhandenen Lehrbücher und Internet-Kurse richten sich nämlich ausnahmslos an Fachleute oder solche, die es werden wollen. Dementsprechend ist hier die Art der Darstellung: Vollständigkeit, Exaktheit und Belegbarkeit der benutzten Texte stehen im Vordergrund und erschweren dem Laien den Einstieg.
Ziel der vorliegenden Einführung ist es, dem Laien einen ersten Einblick in die hethitische Sprache zu geben. Das benutzte Vokabular wurde bewusst klein gehalten; von den grammatischen Bestandteilen werden nur solche vorgestellt, die in Texten häufig auftreten oder im Vergleich mit anderen indoeuropäischen Sprachen von besonderem Interesse sind. Gerade in den ersten Kapiteln habe ich mich auch nicht gescheut, kleinere Sätze als Beispiele oder Übungen zu benutzen, die nur den einzelnen Wörtern nach, nicht aber in der Gänze durch Originaltexte belegt sind. Damit müsste der Leser in der Lage sein, diese Sätze auf der Grundlage der jeweils vorher behandelten Kapitel gut verstehen zu können. Zu den Übungen gibt es schließlich auch ausführlich kommentierte Lösungen.
Je weiter der Leser im Lehrtext fortschreitet, desto häufiger wird er aber auch Ausschnitten von hethitischen Originaltexten begegnen. Diese Beispielsätze sollen nicht nur die grammatischen Zusammenhänge verdeutlichen, vielmehr sollen sie auch einen kleinen Einblick geben in die hethitische Kultur.
Links
Einführung in die hethitische Sprache – ein Skript speziell für Laien
Wikipedia: Hethtische Sprache (externer Link)
Hittite Online Lesson (externer Link)
Hethitischer Zeichensatz für WINDOWS und MACINTOSH (externer Link)
Bücher
Theo van den Hout: The Elements of Hittite, Cambridge, University Press (Kompakte Einführung in die Hethitische Sprache auf Hochschulniveau; besonders reizvoll: In den Übungen lernt man u. A. die Annalen von Mursili II kennen.)
Beckman, Bryce, Cline: The Ahhiyawa Texts, Society of Biblical Literature, Atlanta (Ist Ahhiyawa das Reich der Achaer, wie sie in der Ilias erwähnt werden? Zusammenstellung von hethitischen Texten, welche im Zusammenhang zur Ahhiyawa-Frage stehen.)
A. Payne: Hieroglyphic Luwian, Harrassowitz, Wiesbaden (Hieroglypen-Luwisch ist eine dem Hethitischen eng verwandte anatolische Sprache; man findet sie hauptsächlich auf Monumenten.)